Der Gutshof Stötteritz e.V. wurde im Februar 1990 als Verein zur Wiedereingliederung psychosozial geschädigter Menschen e.V. Leipzig gegründet. Die Gründer hatten die Übergangswohnetage im Bezirkskrankenhaus für Psychiatrie Leipzig-Dösen aufgebaut, um Menschen einen Weg aus der Psychiatrie anzubieten. Die Idee war für damalige Verhältnisse fortschrittlich. Heute findet die Ausgrenzung von Menschen mit psychischer Erkrankung nicht mehr so stark statt, wie damals. Die Eingliederungshilfe bleibt dennoch ein großes Arbeitsfeld. Bei psychischer wie bei körperlicher Erkrankung wird die Genesung durch Inanspruchnahme einer Hilfe beschleunigt.
Wir sind davon überzeugt,
- dass psychische Erkrankung und seelische Krisen kein Zeichen von Schwäche sind,
- dass Menschen von einer psychischen Erkrankung genesen können,
- dass Respekt und Kommunikation auf Augenhöhe Grundvoraussetzungen für das Angebot und die Annahme von Unterstützung sind,
- dass das Leben mit einer seelischen Beeinträchtigung ein planvolles Handeln erfordert.
Der Gutshof Stötteritz e.V. schafft und betreibt Hilfsangebote, um Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Erkrankung eine Unterstützung wünschen, zur größtmöglichen Selbstständigkeit zu verhelfen. Leben mit einer seelischen Beeinträchtigung gehört zum Alltag, ist ganz normal und muss Menschen nicht daran hindern, selbstbestimmt zu leben. Dennoch sind unsichtbare Erkrankungen und Beeinträchtigungen real und bedürfen eines planvollen Gesundheitsmanagements – zeitweise mit Begleitung und Unterstützung.
Arbeit, Freizeit und Wohnen tragen maßgeblich zu einem erfüllten Leben bei. Jeder dieser Lebensbereiche ist geprägt von sinnstiftenden Tätigkeiten, einem Tagesrhythmus sowie Kontakten zu anderen Menschen. Für Menschen, die sich aufgrund ihrer psychischen Erkrankung Unterstützung bei der (Re-)Aktivierung der hierzu erforderlichen Fähigkeiten wünschen, unterhält der Gutshof Stötteritz e.V. mehrere Angebote.
Geschichte zum Standort des Gutshof Stötteritz e. V
Der heutige Gutshof ist seit dem 16. Jahrhundert bekannt als Stötteritzer „Rittergut unteren Teils“. Das Wahrzeichen, das Herrenhaus wurde 1788 durch den damaligen Gutsherrn, Christian Felix Weiße, im Stil des Spätbarocks errichtet. Weiße war Kreissteuereinnehmer und Dichter der Aufklärung. Er ließ einen Park im Englischen Stil hinter dem Rittergut errichten, welcher Vorgänger des heutigen Stötteritzer Wäldchens wurde.
Stötteritz wurde zwischen 1765 und 1860 durch seinen Tabakanbau bekannt. Die Familie Weiße, begann Mitte des 19. Jahrhunderts damit, Hopfen anzubauen. „An der Tabaksmühle“ und „Hopfenberg“ sind bis heute bekannte Straßennamen von Stötteritz. 1868 kaufte die Stadt das Rittergut und übernahm den Hopfenanbau. Dazu trug die Stadt Verantwortung auch im sozialen Bereich u. a. durch eine Kinderbewahranstalt.
Um 1900 leistete die Leipziger Dünger-Export-Aktien-Gesellschaft eine Pacht an den Stadtrat. 1912 lief der Pachtvertrag aus. 1935 wurde der Rittergutsbetrieb aufgelöst und der Gutshof musste sich für Siedlungszwecke, im Rahmen einer neuen Flächenaufteilung, umorientieren. In den 1950er Jahren wurde durch den Rat der Stadt der Gutshof für Fremdnutzer vermietet und verpachtet. Der Großteil an Gebäuden wurde als Lagerfläche unter Vermietung genutzt. 1964 bis 1987 war der „VEB Geräte- und Reglerwerk Teltow“ der zentrale Pächter und Einsatzbereich. Seit 1990 wird der Gutshof vom heutigen Gutshof Stötteritz e. V. genutzt.2
1Gerhild Schwendler: Ortsgeschichte, in: Stötteritz. ein Leipziger Stadtteillexikon, Leipzig 2014, S. 156
2Kurzfassung nach Inhalten aus Thomas Krzenck/ Katharina Junghans: Die landwirtschaftlichen Güter der Stadt Leipzig. Von ihren mittelalterlichen Anfängen bis an die Schwelle des 21. Jahrhunderts, Leipzig 2019.